gehört zu den herausragenden Mathematikern der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Er ist einer der Begründer der Topologie, einer für die moderne Mathematik grundlegenden Disziplin, und er leistete bedeutende Beiträge zur Mengenlehre, Maßtheorie, Funktionalanalysis, Algebra und angewandten Mathematik. Als Protagonist der mathematischen Moderne ist er nicht ohne seine philosophischen Arbeiten zu verstehen. Dies und auch seine literarischen Arbeiten machen Hausdorff zu einem exzeptionellen Intellektuellen und produktiven Mathematiker der Zeit von der Jahrhundertwende bis zum Ende der Weimarer Republik. Wegen seiner jüdischen Herkunft wurde er von den Nationalsozialisten verfolgt und schließlich in den Tod getrieben. Hausdorff hat bis zu seinem Tod wissenschaftlich gearbeitet, konnte aber in Deutschland nicht mehr publizieren. Er hinterließ neben seinem publizierten Werk ein ungewöhnlich umfangreiches Korpus an wissenschaftlichen Manuskripten. Diese spiegeln in ihrer Gesamtheit die Entwicklung wesentlicher Teile der Mathematik in der ersten Hälfte unseres Jahrhunderts wider. Wir beabsichtigen eine Edition der Werke Hausdorffs, welche den umfangreichen Nachlass in kritischer Weise selektiv einbezieht.
Nachlass
Der in der Universitätsbibliothek Bonn liegende sehr umfangreiche Nachlass Hausdorffs (etwa 26 000 Blatt Manuskript) ist mit Fördergeldern der DFG durch Herrn W. Purkert erschlossen worden. Als Ergebnis liegt ein umfangreiches Findbuch für den Nachlass vor. Dadurch steht eine detaillierte Inhaltsangabe des Gesamtbestandes der Manuskripte zur Verfügung.
Der Nachlass enthält nur einen kleinen Teil der Korrespondenz Hausdorffs, insbesondere mit P. Alexandroff (Kapsel 61 und Kapsel 62). Weitere Stücke der Korrespondenz sind von E. Brieskorn und W. Purkert zusammengetragen worden.
Felix Hausdorff pflegte Separata seiner Arbeiten an einen sehr weiten Kreis von Mathematikern zu versenden. Er legte deshalb zu verschiedenen Zeitpunkten Namens- und Adressenlisten an. Solche Listen sind erhalten geblieben (insgesamt 44 Blatt); sie befinden sich jetzt im Nachlass von E. Bessel-Hagen im Archiv der Universität Bonn. Die beigefügte übersicht der Empfänger von Separata enthält eine alphabetische Aufstellung aller in Hausdorffs Listen vorkommenden Namen.
Wenn Sie Zugang oder Informationen über Hausdorffiana besitzen, senden Sie bitte einen entsprechenden Hinweis an das Büro der Hausdorff-Edition. Wenn Sie Zugang zu Nachlassbeständen eines der unten genannten Korrespondenten Hausdorffs haben, sind wir für jeden Hinweis auf mögliche Korrespondenz mit Hausdorff dankbar.
Edition der Werke
Seit Herbst 1996 wird an der Erstellung einer kommentierten Edition der Werke Felix Hausdorffs im Sinne einer Gesamtausgabe gearbeitet, die in 9 Bänden ergänzend zu den zu Lebzeiten publizierten wissenschaftlichen Arbeiten Teile des wissenschaftlichen Nachlasses und die literarisch-philosophischen Arbeiten umfasst, die dieser unter dem Pseudonym Paul Mongré veröffentlicht hat. Die Gesammelten Werke erscheinen beim Springer Verlag, Berlin/Heidelberg etc.
Die literarisch-philosophischen Arbeiten umfassen einen Aphorismenband, Sant’ Ilario – Gedanken aus der Landschaft Zarathustras, einen erkenntniskritischen Versuch, Das Chaos in kosmischer Auslese, einen Gedichtband, Ekstasen, ein Theaterstück, Der Arzt seiner Ehre, und eine ganze Reihe von Aufsätzen in Zeitschriften. Felix Hausdorff war als Paul Mongré eine ganz einmalige Erscheinung unter den Mathematikern und eine sehr interessante Figur in der von Nietzsche beeinflussten philosophisch-literarischen Szene um die Jahrhundertwende. Die Edition wird die sehr eigentümlichen Beziehungen zwischen Hausdorffs philosophischen und mathematischen Ideen dokumentieren und für die weitere Forschung erschliessen.
Die Edition wird in einem interdisziplinären Projekt bearbeitet, an dem sich (sechzehn) Mathematiker und mathematische Logiker, (fünf) Mathematik- und Astronomiehistoriker, sowie (drei) Philosophen und Germanisten beteiligen (Liste der beteiligten Editoren). Die Initiative für dieses Projekt geht vom Mathematischen Institut der Universität Bonn (E. Brieskorn) aus. Dort ist das Editionsbüro angesiedelt, mit W. Purkert als wissenschaftlichem Koordinator.
Als Gesamtherausgeber fungieren E. Brieskorn, F. Hirzebruch, W. Purkert, R. Remmert, E. Scholz.
Von Oktober 1996 bis Dezember 2001 wurde die Edition von der DFG unterstützt. Ab Januar 2002 ist die Edition von der Nordrhein-Westfälischen Akademie der Wissenschaften übernommen worden und wird von ihr in einem Langfristvorhaben gefördert.